Im letzten Blogeintrag habe ich über Dankbarkeit geschrieben. Aktuell könnte ich mehrere Dinge aufzählen, für die ich in der Schweiz dankbar bin. Angeführt würde die Liste von der warmen Dusche, dicht gefolgt von meiner Nespresso Kaffeemaschine. Was Kaffee angeht bin ich ziemlich verwöhnt. Wohl kann ich eine komplexe Gastronomie-Kolbenmaschine bedienen und einen einigermassen ansehnlichen Milchschaum erzeugen, habe jedoch noch nie selber Filterkaffee gemacht. Somit feiere ich hier in Kamerun Premiere. Allerdings schmeckten all meine Versuche bisher abscheulich und das trotz tonnenweise Zucker und süssem Milchpulver. Doch Aufgeben kommt nicht in Frage, schliesslich geht es um Kaffee, ein überlebenswichtiges Elixier für mich.
Ebenfalls überlebenswichtig sind Vitamine, die hier in Form von unzähligen bunten, exotischen und intensiv schmeckenden Früchten konsumiert werden. Am zweiten Morgen in Kamerun presste ich sechs Orangen (die hier gelb, nicht orange sind) von Hand aus und gewann nach einer geschlagenen Stunde drei Deziliter Saft für mich und meinen Mann, Joël. Noch nie genoss ich ein Getränk so intensiv. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, uns jeden Morgen eine entsprechende Vitaminbombe zuzubereiten, aber Orangen in ihrer Ursprungsform zu essen, reicht nun doch völlig aus. Meine Schwester meinte dazu, dass so viele Orangen sowieso zu viel Fruchtzucker hätten. Recht hat sie!
Wir wohnen in einem Appartement vom Bethesda Spital in Yaoundé. Es ist sicherer für uns, in einem bewachten Areal zu leben als ausserhalb. Für mich ist es ungewohnt, nachts nicht alleine auf die Strasse zu können, aber daran werde ich mich wahrscheinlich schnell gewöhnen. Weitere Unterschiede zur Schweiz fallen mir bereits nach wenigen Tagen auf. Da fragte zum Beispiel ein Taxifahrer meinen Mann, warum er denn zuhause koche, wenn er doch verheiratet sei. Ein anderer Mann wollte Geld, weil er uns am Flughafen unaufgefordert die vier Gepäckkleber der Airline abgenommen hatte. Er lief uns sogar bis zum Parkplatz nach und bestand auf das Geld. Ich bin froh, kennt Joël das alles schon und weiss, wann man zu bezahlen hat und wann nicht.
In einer Woche reist der Rest unserer Gruppe an. Ich bin gespannt, was es bis dahin noch alles zu entdecken gibt.
Wakka faine (Pidgin: Walk fine)
Anika